Alles in Liebe

Alles in Liebe.

Woran denkt ihr bei dem Wort Liebe?

Laut Duden ist es ein feminines Substantiv.

Warum feminin?

Ich nehme an, weil sie einfach zu den schönsten Dingen auf unserer Welt gehört. Nein, sie ist doch unbestritten, die schönste Nebensache der Welt!

Und möglicherweise hat jemand auch tatsächlich an eine “Liebesbeziehung” gedacht. Die wir konventionell zwischen Mann und Frau sehen.

Ungezählt ist sie von Dichtern besungen worden.

Es wurden Kriege wegen ihr geführt.

Und jeder pubertäre Jüngling und jede pubertierende Jugendliche erlebt ihren ersten Schock, ihre erste Lebenskrise, wegen der Liebe.

Sie begleitet uns auf Schritt und Tritt.

Sie gibt uns zu denken und manchmal macht sie uns verrückt.

Analyse

Laut Thesaurus bedeutet Liebe: Zuneigung, Leidenschaft und Hingabe.

Die Jahreslosung für das vor uns liegende Jahr, thematisiert die Liebe und wir finden sie in 1. Korinther 16:14 (GNB):

Alles, was ihr tut, soll von der Liebe bestimmt sein.

Aber geht es hier um Zuneigung, wie wir sie verstehen, wie ich sie beschrieben habe?

Im Neuen Testament würden wir diese eher mit dem Begriff “Philia” übersetzen.

Als Jesus Petrus drei mal fragt, ob dieser ihn lieben würde, so verwendet er zweimal das hebräische Wort Ahab (gr. Agabe) und als letztes einmal Philia, und Petrus antwortet dreimal mit Philia. In dieser unterschiedlichen Verwendung dieser Worte steckt schon eine kleine Revolution. Denn während wir hier Agabe mit einer allgemeinen auf den anderen, hier Jesus, gerichteten Zuneigung und Hingabe verstehen können, steigert Philia dieses Verhältnis zu einer leidenschaftlichen gebenden und nehmenden Zuneigung und Hingabe, wie sie Gott zu Jesus hat. Oder wie die Liebe von Eltern zu ihren Kindern. Jesus betont also die Agabe, erweitert aber seine Frage auf Philia. Ich denke, dass er das ganz bewußt gemacht hat und sich damit Petrus uneingeschränkte Liebe versichern lassen wollte. An der Stelle komme ich mit meiner Sprachkenntnis nicht weiter und ich möchte auch nicht mehr hineininterpretieren als damit möglich ist.

Auch wenn es hier noch immer nur um das eine Wort: “Liebe” geht, so merken wir doch, wie unterschiedlich und schwierig die Betrachtung dazu sein kann. Herausgelöst würde Paulus Text daher sehr unterschiedliche Interpretationen zulassen. Glücklicherweise, gehört der 1. Korintherbrief nicht nur zu den sehr gut dokumentierten und bezeugten Werken von Paulus, er gibt sich beim niederschreiben seiner Gedanken auch sehr viel Mühe, damit er klar verstanden werden kann.

Das Paulus der Verfasser selbst ist, wird am Anfang des Briefes bestätigt und deckt sich auch mit der Art des Schreibens von Paulus. Zumindest scheinen sich hier die Experten ausnahmsweise mal einig zu sein ;) Aber darauf hin deutet auch die konsequente Ich-Form der Verse, der Verfasser hier verwendet hat und die ist für jeden offensichtlich.

Der Vers selbst schließt mit dem Kapitel 16 den Brief an die Geschwister in Korinth ab. Geschrieben hat ihn Paulus während seiner 3. Missionsreise. Die Gemeinde in Korinth kannte er sehr gut, denn er war ca. 18 Monate persönlich in dieser Gemeinde1.

Das Kaptitel selbst trägt die Überschrift:

“Abschließende Ermahnungen und Grüße (GNB)“

Das klingt streng und als würde der Apostel (Gal. 1, 15ff) die Gemeinde maßregeln. Doch sind wir mit unserem Vers am Ende des Briefes. Beginnt man von vorn, so wie es sein sollte, so stellen wir fest, dass es sich Paulus gar nicht so einfach gemacht hat, wie wir vermuten, sondern zunächst die Argumente der Geschwister aufnahm. Erst nach und nach entfaltet sich Paulus eigene Meinung und festigt sich bis zum Schluss in dem Kapitel, das wir hier vorfinden.

Allein diese Besonderheit ist ein Hinweis auf die Liebe, die Paulus zu den Geschwistern gehabt hat und ein Hinweis für alle anderen Christen, wie mit Meinungsverschiedenheiten verfahren werden kann. Denn die Korrektur, die Paulus vornehmen möchte, geschieht nicht von oben herab. Also vom Thron des Apostels, sondern auf Augenhöhe, mit viel Respekt. Das ihm das später noch vorgeworfen werden wird, verdeutlicht die brisante Lage und machte ihm auch sehr zu schaffen.

Warum aber hat Paulus überhaupt diesen Brief geschrieben, was war die Ursache, seine Motivation?

Paulus Ziel war es, die Einheit in der Gemeinde in Korinth wieder herzustellen. Eine Zerrissenheit ging durch diese und drohte die Gemeinde zu spalten, würde Paulus nicht eingreifen.

Dabei ging es z.T. auch um Sachfragen, wie der Abkehr von heidnischen Bräuchen, einen merkwürdiger Personenkult um die Apostel, oder das Essen von Götzenopferfleisch, die er direkt beantwortete (1. Kor. 10, 25). Allem übergeordnet steht aber die Einheit der Christen in der Gemeinde. Nichts soll diese Einheit stören und die Liebe soll alles verbinden, wie ein unsichtbares Band.

Schlechte Vorbilder?

Müssten wir nicht enttäuscht über die frühen Christen sein?

Unser überhöht romantisches Bild der Gemeinden zu Paulus Zeit, die sich ja direkt an Jesu aktive Zeit anschloss und den Menschen eine heilige und unfehlbare Lebensweise unterstellt, trübt diese Geschichte und mitunter ist Paulus auch sehr energisch, wenn es um die Zurechtweisung fehlgeleiteter Christen geht.

Wir sollten nicht vergessen, dass die meisten frühchristlichen Menschen, keine Sozialisierung, wie wir sie kennen, erlebt haben. Viele kamen aus dem Einfluss bedeutender Gesetzeslehrer/Pharisäer, oder heidnischer Glaubensrichtungen und kennen die Freiheit des Evangeliums nicht, wie sie Paulus offen verkündet. Die Hafenstadt Korinth war zudem ein Sammelbecken vieler unterschiedlicher Auffassungen, Prägungen und weltreligiöser Einflüsse. Die Menschen waren Multikulturell und hatten oft einen anderen persönlichen Hintergrund. Und wie es typisch Mensch ist, suchen sie sich den vermeintlich stärksten Apostel aus, um selbst stärker zu erscheinen.

So ist es wenig verwunderlich, dass es den Menschen schwer fällt, die alten Regeln in Frage zu stellen, sich neu auszurichten.

Aber ist das nicht auch sehr verständlich?

Ihr Leben lang sollten sie das Gesetzt Gottes befolgen, oder ihren überlieferten Ritualen folgen. Nur wer dies tat, konnte vor Gott bzw. der Gemeinschaft bestehen. Und plötzlich heißt es, befolgt das Gesetzt aber unterwerft euch nicht seinem Joch.

Ihr lebt allein durch Jesus!

Die Richtung hat sich von der Handlungsvorschrift hin zur Einstellung geändert.

Diese Einstellung aber wird es sein, \

die alles verändert \

und alles andere möglich macht.

Und so war das Leben in der Gemeinschaft nicht ohne Probleme und das ging natürlich auch den Geschwistern in Korinth nicht anders. Wir erkennen hier auch, dass unterschiedliche Auffassungen zwar das Zusammenleben bereichern können, aber eben auch, dass es durchaus zu destruktiven Veränderungen kommen kann. Die unterschiedlichen Auffassungen in der Gemeinde in Korinth, in Kombination mit Rechthaberei und Stolz, war drauf und dran die Gemeinschaft zu zerstören. Paulus war daran gelegen, den goldenen Mittelweg zu finden, die Geschwister zu einen. Dies versuchte er den Geschwistern der Gemeinde klar zu machen. Dabei galt, fast wie eine Doktrin, dass jeder auf den anderen zugehen und jeder die uneingeschränkte Herrschaft Jesu anerkennen muss, wenn es funktionieren soll.

Die Probleme des Alltags zu umschiffen, gelingt uns schließlich nur, wenn wir das Liebesgebot Jesu als universelles Gebot erkennen. Und auch wenn uns der Alltag herausfordert, so wird es immer die gemeinsame Basis in der Liebe zu Gott sein, die uns Wege aufzeigt, uns wieder zu finden. Paulus hat dies nur wiederholt und als Aufforderung, als Einstellung formuliert.

Wer aber nur über andere klagt, hat das Liebesgebot nicht verstanden, dabei beginnt Liebe mit dem “Sehen”. Rückblickend auf die Jahreslosung des letzten Jahres, ist hier nicht das “Gesehen werden” von Gott gemeint, wie Hagar es beschrieben hat, sondern das sehen/erkennen des Nächsten.

Ich finde das sogar ein richtig interessantes Gedankenspiel.

Nachdem uns Gott gesehen hat, mit seinem Ruf zur Umkehr. Haben wir die Möglichkeit unseren Nächsten mit seinen Augen zu sehen. Dass ist besonders dann von Bedeutung, wenn sich Geschwister in die Haare kriegen und streiten, das die Fetzen fliegen.

Wir können daraus etwas wichtiges lernen, wenn wir mal wieder auf der Suche nach dem der “Recht” hat sind. Denn durch die Augen Jesu gibt es KEINEN der Recht haben könnte. ER wird immer vorweisen können, dass unsere Liebe zu unserem Nächsten zu schwach war und wir uns selbst dadurch ins Unrecht gesetzt haben.

Es bleibt dabei: Jesu Liebe ist universell, sie lässt sich nicht an- und abschalten wie es uns gerade in den Kram passt und ja, sie fordert uns in unserem Alltag heraus, sie verlangt alles von uns.

Das ging den Korinthern nicht anders, denn in der Gemeinde ging es derart drunter und drüber, dass sich Paulus genötigt sah, ein zweites mal in die Gemeinde zu reisen2. Was er dort vorfand hatte mit den Empfehlungen aus dem ersten Brief nichts zu tun. Leider haben die Wort Paulus in der Gemeinde nicht gefruchtet, ein Teil greift ihn sogar an und entzieht ihm ihr Vertrauen (2. Kor. 10ff). Allzu weltlich gehen sie mit ihren Zwistigkeiten um, wer sich nicht zu ihnen stellt, ist gegen sie und wird auch so behandelt. Das sie womöglich auf dem falschen Weg sein könnten, kommt ihnen nicht in den Sinn. Paulus erkennt ihre Schwäche und will sie behutsam wieder auf den richtigen Weg zurück führen, doch er scheitert, was sich durch seine Sorge um die Gemeinde ausdrückt (2. Kor. 12, 11ff).

Es ist beeindruckend, wie er selbst in dieser Situation noch immer nach guten Argumenten für die Geschwister der Korinther Gemeinde sucht.

Er könnte sie verdammen, doch das tut er nicht.

Er könnte auf seine Autorität pochen, aber auch das tut er nicht.

Trotz heftiger Anwürfe begegnet er ihnen mit Respekt und sorgt sich um sie.

Er redet also nicht nur von Liebe, er tut sie auch.

Leider scheint das niemanden zu beeindrucken. Denn sonst hätte er nicht noch einen weiteren Brief schreiben müssen.

Zeitreise

Was bedeutet das nun für die Gemeinden unserer Zeit?

Zum einen stelle ich fest; offensichtlich sind die Probleme mit denen sich Gemeinden heute abmühen müssen nicht wirklich neu. Insbesondere die Einheit der Geschwister untereinander, ist nach wie vor ein Thema. Jeder möchte sich gerne “einbringen” und schießt dabei schon mal über das Ziel hinaus. Einige finden partout nicht den Weg aus ihrer Meckerecke und anderen ist irgendwie alles egal.

Die erste Gruppe kann nach meiner Meinung noch am besten korrigiert werden und so das Gemeindeleben bunt und vielfältig machen. Und es ist ungeheuer wichtig, dass wir uns einerseits mit unseren Gaben in der Gemeinschaft ausleben können und andererseits auch Korrektur zulassen, um dadurch zu lernen und uns weiter zu entwickeln.

Grundlage für eine nachhaltige Veränderung ist, dass diese in Liebe geschieht. Und das ist genau diese Liebe, die Paulus meint, denn so gut gemeint Kritik auch sein mag, sie darf nicht respektlos sein, sie darf den anderen nicht herabwürdigen oder angreifen. Denn auch wenn wir es vielleicht gar nicht wahrnehmen; in einem ehrlichen Diskurs, der der Neuausrichtung gilt, können beide Seiten lernen.

Die zweite Gruppe, die es sich in ihrer Meckerecke bequem eingerichtet hat, ist schwieriger zu erreichen, aber es ist noch ein Austausch möglich. Auch diese Brüder und Schwestern verdienen es, dass wir sie nicht gleich in einer Schublade ablegen, wie eine unbequeme Akte. Sich mit ihnen auseinander zu setzen ist schwierig und kraftzehrend, aber möglich und notwendig. Dabei geht es eher weniger um die argumentative Seite, hier können sich alle unglaublich aneinander aufreiben. Jeder muss versteht, dass ein Zusammenleben in einer christlichen Gemeinde damit losgeht, dem anderen zu verzeihen und ihn mit den liebenden Augen Jesu anzunehmen. Das gilt für beide Seiten, so hat sich keiner über den anderen zu erheben, keiner ist besser als der andere und wenn einer etwas nicht kann, so hilft der aus, der es kann. Deswegen ist der nicht besser als der andere, aber er kann etwas besser und zum Wohle aller, soll er seine Gabe auch nutzen. Hier sind Eitelkeiten und Überheblichkeiten also völlig fehl am Platz.

Und damit kommen wir zur dritten und schwierigsten Gruppe, denen die nur schweigen, sich zurück gezogen haben und denen alles egal scheint. Es mag dafür Gründe geben, doch wie soll sich an diesen Gründen etwas ändern, wenn keiner darüber redet? Das ist schwierig, unbequem, kostet Zeit und Energie, richtig. Und dennoch verpflichtet uns das Gebot der Nächstenliebe aufeinander zuzugehen. Auch hier tun wir mal so, als gebe es bei einem Problem nicht nur einen Verursacher. Wir sitzen nun mal alle in einem Boot, daher ja auch das geflügelte Wort: “Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt.”

Denn die Gemeinde ist die Keimzelle der Nächstenliebe!

Mir erscheint es einfach unmöglich, dass eine Gemeinde die vor sich hin ignoriert, ihre Zwistigkeiten nicht beilegen kann und den anderen lieber von hinten sieht, als mit ihm zu reden, das Evangelium an andere weiter geben könnte.

Wer seinen Bruder, seine Schwester nicht liebt, liebt seinen Nächsten nicht!

Wer seinen Nächsten nicht liebt, sieht Jesus nicht!

Wer Jesus nicht sieht, kann seine Botschaft nicht weiter geben!

Die christl. Tugenden: Glaube, Hoffnung, Liebe; sind unser Korridor in dem wir uns sicher bewegen können. Durch ihn kommen wir unbeschadet an. Weder verlaufen wir uns, noch gehen wir verloren.

Mir ist klar, dass wir in der heutigen Zeit es gewohnt sind uns durchzusetzen. Das Bild mit der Ellbogengesellschaft kennt wohl jeder. Aber passt das mit dem Bild der Nächstenliebe zusammen?

Alles, was ihr tut, soll von der Liebe bestimmt sein.

Sagt Paulus und meint die Geschwister der Gemeinde in Korinth und allen, die sich zu Jesus Christus bekennen (1. Kor. 1, 2).

Was er unter dieser Liebe versteht, und ich habe ja am Anfang dargelegt, wie unterschiedlich das Wort interpretiert werden kann, schrieb er in Kapitel 13 des 1. Korinther-Briefes.

Wir alle kennen diesen Text sehr gut und ich finde ihn einen der schönsten im NT. Ich möchte ihn deshalb auch nochmals lesen, auch wenn wir diesen Text schon 1000mal gehört haben. Im Zusammenhang mit unserer Jahreslosung geht es gar nicht anders, denn beide gehören zusammen. Ich lese 1. Kor. 13, 1-13:

1 Wenn ich die Sprachen aller Menschen spreche und sogar die Sprache der Engel, aber ich habe keine Liebe – dann bin ich doch nur ein dröhnender Gong oder eine lärmende Trommel. 2 Wenn ich prophetische Eingebungen habe und alle himmlischen Geheimnisse weiß und alle Erkenntnis besitze, wenn ich einen so starken Glauben habe, dass ich Berge versetzen kann, aber ich habe keine Liebe – dann bin ich nichts. 3 Und wenn ich all meinen Besitz verteile und den Tod in den Flammen auf mich nehme, aber ich habe keine Liebe – dann nützt es mir nichts. 4 Die Liebe ist geduldig und gütig. Die Liebe eifert nicht für den eigenen Standpunkt, sie prahlt nicht und spielt sich nicht auf. 5 Die Liebe nimmt sich keine Freiheiten heraus, sie sucht nicht den eigenen Vorteil. Sie lässt sich nicht zum Zorn reizen und trägt das Böse nicht nach. 6 Sie ist nicht schadenfroh, wenn anderen Unrecht geschieht, sondern freut sich mit, wenn jemand das Rechte tut. 7 Die Liebe gibt nie jemand auf, in jeder Lage vertraut und hofft sie für andere; alles erträgt sie mit großer Geduld. 8 Niemals wird die Liebe vergehen. Prophetische Eingebungen hören einmal auf, das Reden in Sprachen des Geistes verstummt, auch die Erkenntnis wird ein Ende nehmen. 9 Denn unser Erkennen ist Stückwerk, und unser prophetisches Reden ist Stückwerk. 10 Wenn sich die ganze Wahrheit enthüllen wird, ist es mit dem Stückwerk vorbei. 11 Einst, als ich noch ein Kind war, da redete ich wie ein Kind, ich fühlte und dachte wie ein Kind. Als ich dann aber erwachsen war, habe ich die kindlichen Vorstellungen abgelegt. 12 Jetzt sehen wir nur ein unklares Bild wie in einem trüben Spiegel; dann aber schauen wir Gott von Angesicht. Jetzt kennen wir Gott nur unvollkommen; dann aber werden wir Gott völlig kennen, so wie er uns jetzt schon kennt. 13 Auch wenn alles einmal aufhört – Glaube, Hoffnung und Liebe nicht. Diese drei werden immer bleiben; doch am höchsten steht die Liebe.

Soweit Gottes Wort.

Für mich ist das eine sehr genaue Eingrenzung, wie Paulus die Liebe unter Geschwistern einer christlichen Gemeinde versteht. Und das alles ist durch die Jahreslosung für uns zur Erinnerung geworden. Diese Erinnerung ist notwendig, denn wie die korinthischen Geschwister ihre liebe Not miteinander hatten, so tun auch die Christen unserer Zeit sich mitunter schwer den Alltag mit diesen Worten lebendig werden zu lassen.

Das ist ein riesiger Anspruch, aber ich meine, dass wir es immer wieder versuchen sollten. So wie die Liebe gütig und geduldig ist.

Mit Blick auf die Menschen außerhalb der Gemeinde, empfiehlt Paulus in Kolosser 4:5 (GNB):

Im Blick auf die, die nicht zur Gemeinde gehören, und im Unterschied zu ihnen sollt ihr leben wie Menschen, die wissen, worauf es ankommt, und sollt die Zeit, die euch noch verbleibt, gut ausnutzen.

Das unterstreicht nochmals, was ich schon sagte; wir können als Kinder Gottes SEINE Liebe nur weitergeben, wenn wir sie füreinander haben. Darauf kommt es an und das macht auch den Unterschied. Ich denke schon, dass es nicht egal ist, wie wir als Christen, als Gemeinschaft von Menschen, die Jesus folgen, von anderen Menschen außerhalb wahrgenommen werden. Und das Bild, das manche Menschen von uns haben, ist vorsichtig ausgedrückt, etwas verschoben.

Sind wir wirklich diese angestaubte, schwurbelnde Truppe, die sich nicht verändern kann und jede ausgediente Idee zur Tradition erhebt?

Haben wir bald ausgedient, weil wir keine Gemeinsamkeiten mehr mit den Menschen da draußen und ihrer Lebenswirklichkeit finden konnten?

Können wir das Evangelium nicht mehr weitergeben, weil uns keiner mehr versteht? Weil wir uns in einem frommen Schneckensprachhaus zurück gezogen haben, um jeder unangenehmen Frage ausweichen zu können?

Oder haben wir füreinander so wenig Liebe, dass sie für keine der armen Seelen da draußen mehr reicht?

Wir müssen, ob wir wollen oder nicht, uns auch selbst hinterfragen. Nicht mit dem Finger zeigend und anklagend, sondern mit der Frage, die uns bewegen sollte: Wie bezwingen wir den Alltag ohne unsere Liebe zu verlieren?

Und das ist doch ein schöner Vorsatz für das neue Jahr.

Im Gegensatz zu den sonst üblichen gut gemeinten Vorsätzen, die doch allesamt recht selbstbezogen sind: ich will abnehmen, ich will mehr Sport machen, etwas für meine Gesundheit tun, mehr Zeit mit meinen Kindern verbringen, mehr Lesen, endlich die Steuererklärungen der letzten Jahre abgeben usw. Das alles bekommt eine andere Färbung, wenn ich sage: “alles was ich tue, möchte ich mit Liebe tun”.

Ich wünsche uns allen, dass uns das gelingt, damit diese Welt in allen ihren stürmischen Schattierungen, etwas heller und freundlicher wird. Und weil das Jahr schon begonnen hat, lasst uns damit auch sofort beginnen …

ab sofort, unverzüglich!

Amen


Zusätze
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